Mentale Gesundheit, Bewegung und Tanzen

Trainingsvideos und Interview mit Tanzlehrer Hartmut Schader

Hartmut Schader hat für die Rheuma-Liga Thüringen eine Trainingsvideo-Serie produziert, in der Sie in mehreren Übungseinheiten daheim aktiv etwas für Ihre Gesundheit tun können, indem Sie einfach mitmachen und den motivierenden Anleitungen des Trainers folgen.
Selbstverständlich sind die Trainingsvideos kostenfrei. Probieren Sie es gleich aus. Viel Spaß beim Mitmachen.

Trainingsvideo 1: Kopf
Trainingsvideo 2: Kopf und Nacken
Trainingsvideo 3: Schultern
Trainingsvideo 4: Schultern
Trainingsvideo 5: Hüfte

 

Und hier das Interview mit Hartmut Schader zum Thema „Mentale Gesundheit, Bewegung und Tanzen“

Welche Vita haben Sie und die Tanzschule?
Seit nun fast 33 Jahren vermittelt die Tanzschule „Musik Tanz Theater Iris Graf“ mit viel Freude und Begeisterung, dass Tanz, Bewegung und Musik ein fester Bestandteil eines gesunden, ausgeglichenen Lebens ist.

Neben den täglichen Unterrichtsinhalten für alle Altersgruppen und alle Schwierigkeitsgrade, nehmen die Schülerinnen und Schüler regelmäßig und erfolgreich an nationalen und internationalen Tanzturnieren teil und haben damit neben vielen Deutschen Meistertiteln auch internationale erste Plätze gefeiert.

Ich habe die Schule im Februar 1999 eher durch Zufall kennengelernt und war, von der ersten Sekunde an, von der warmherzigen und familiären Energie begeistert. Schon zwei Tage nach meinem ersten Kontakt stand ich mit viel Vorfreude im Irischen Tanzkurs auf dem Tanzboden der Schule.

Darauf folgte gleichzeitig der irische Stepptanz, Tanzimprovisation, Hip Hop und der Showdance, den ich neben dem Irish Tap Dance auch heute noch in Shows präsentiere.

Seit dem Jahr 2000 unterrichte ich den Bereich Irish Tap Dance in eigenen Gruppen und auf externen Workshops und bilde mich bei internationalen Profis stetig weiter.

hartmut-schader

Warum sind Sie zum Tanzen gekommen?
In der Zeit um 1999 war eine Tanzshow mit dem Namen Riverdance im Fernsehen zu sehen. Ich war begeistert. Bis dahin hatte ich auf Grund meiner beruflichen Tätigkeit im Einzelhandel keine Zeit oder Muße, an irgendwelchen sportlich oder tänzerischen Aktivitäten teilzunehmen. Was ich, nebenbei gesagt, auch deutlich körperlich zu spüren bekam.

Auf Grund einer beruflichen wie auch familiären Veränderung, sah ich dann 1999 während einer Verbandstätigkeit eine Irische Tanzvorführung der Tanzschule von Iris Graf. Obwohl mein Wohnort gut eine Stunde Autofahrt von der Tanzschule entfernt lag wusste ich sofort: Das mache ich. Und so bin ich an dem darauffolgenden Montag losgezogen und habe mir eine geeignete Tanzbekleidung zugelegt, die damals wie heute für Schmunzeln sorgt.

Es war dieses Gefühl von: Das ist genau das, was ich immer schon machen wollte, mit Musik die mich schon lange begeisterte. Daneben der soziale Kontakt, ja bis hin zum familiären, wie ich es in dieser Weise nicht gekannt hatte.

Und dies ist auch so geblieben. Mittlerweile bin ich mit der Gründerin der Tanzschule, Iris Graf, glücklich verheiratet und unser Sohn Noah ist 18 Jahre alt.

Ein Tanzschulkind.

Wieso ist Bewegung gerade für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen so wichtig?
Warum Bewegung für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen so wichtig ist, kann ich aus eigener, jahrzehntelanger und  vorher schmerzhafter Erfahrung sagen.

Bevor ich im Jahre 1999 mit dem Tanz, also mit viel Bewegung begonnen hatte, kam ich an vielen Tagen nicht ohne eine schmerzstillende Spritze aus dem Bett.

Rückenbeschwerden, Schulter, Hüfte, Achillessehne, um nur einige der Bereiche zu nennen, die mir seit dem 15. Lebensjahr Schmerzen und Einschränkungen bereiteten.

Als ich dann 1999 mit dem Tanz begann, waren diese Beschwerden mit einem Mal verschwunden.

Das lag zum einen an den Bewegungen selbst, als auch an den gymnastischen Übungen, die wir zum Dehnen und Aufwärmen vor und nach dem eigentlichen Training immer wieder gemacht haben und auch heute machen.

Vor einigen Jahren dachte ich, mit dem Tanzen aufhören zu können. Und schon leuchteten die körperlichen Signallampen wieder auf. Schmerzen und Einschränkungen begannen von neuem. Ein deutliches Signal weiterzumachen. Und siehe da, alles funktionierte wieder schmerzfrei. Tanz ist träumen mit den Beinen.

Sie sind auf irischen Stepptanz spezialisiert. Ist dies nicht für an Rheuma erkrankte Menschen zu intensiv?
Es gibt verschiedene Formen des Irischen Stepptanzes oder auch Irish Tap Dance genannt, weil es ja auch dem englischsprachigen Raum stammt. Genau genommen aus dem Gälischen. Und während bei der, wir nennen sie, traditionelle Variante, die Gelenke und Muskulatur tatsächlich stark gefordert werden, gibt es eine noch ältere Form des Irischen Tanzes, die wir SEAN NOS nennen. Übersetzt heißt dies soviel wie „Flachfüßeln“. Diese lockere und leichte Variante des Irischen Tanzes ist die urtraditionelle Basis von allem, was heute an Stepptanz gelehrt und getanzt wird. Sowohl der Stile von Fred Astaire als auch irischen Tanzvarianten.

Bei diesem Sean Nos wird mit leichten und sehr flachen Bewegungen der Klang mit den Schuhsohlen erzeugt. Darum praktizieren Menschen in allen Altersgruppen und rund um die Welt diese leichte und sehr lustige Form des Stepptanzes. Auch Menschen mit Bewegungseinschränkungen können in ihrem Tempo und ihren Möglichkeiten ganz einfach diesen Tanzstil lernen und praktizieren. Allein und in Gemeinschaft.

Sie meinen, dass Bewegung und Tanzen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit eines Menschen hat. Wie kommen Sie darauf?
Das Tanz und Bewegung einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit eines Menschen hat, ist tatsächlich untertrieben. Tanz, Bewegung Musik, sozialer Kontakt und vieles mehr, sind nachweislich die wichtigsten Lebenselixiere der Menschheit. Neben den philosophischen Aussagen: „Tanzen ist Träumen mit den Füßen.“ oder „Oh Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.“ (Augustinus Aurelius), beschäftigt sich die Menschheit schon immer und in allen Kulturen mit der heilenden Wirkung von Tanz und Musik.

Die Fachleute beschreiben es als die Verbindung der linken und rechten Gehirnhälfte. Und doch ist es soviel mehr.

Tanz ist Liebe, Begeisterung, Gefühl, Gemeinschaft, Herausforderung, manchmal auch Wettbewerb.

Es gibt Untersuchungen, in denen nachgewiesen wird, dass Kinder und Jugendliche in der Schule besser lernen können, wenn sie tänzerisch oder allgemein sportlich aktiv sind. Und da im Tanz alle Sinne angesprochen werden, ist diese Sportart sicher eine der mental wirksamsten.

Tanz verbindet Völker rund um den Globus.

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